Maske Mythos Ritual

 
Mythen sind ein Raunen, das aus weiter Ferne zu uns spricht und uns stets drängen, die Masken der Konventionen abzulegen und wirklich zu werden. Wir werden heil, weil wir etwas Heiliges erfahren.
— Dirk Grosser

Maske

Die Maske ist so alt wie die Menschheit- mit ihr tauchen wir ein in die Bildersprache der Seele und berühren die kollektive Schicht unseres Unbewussten, unserer archaischen Wurzeln. Im rituellen Raum wird der Ruf der Seele wieder hörbar.

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In der Maske wird lebendig, was ist. Unbewusstes Material, Überzeugungen, Projektionen, existentielle Themen werden sichtbar und damit anschaubar. Die Maske ist ein Mittel der Bewusstmachung. Innere Stimmen, Anteile meiner Selbst finden eine äußere Form. Dadurch setze ich sie gleichsam aus mir heraus und bekomme somit die Möglichkeit, mich zu differenzieren. Bevor eine heilsame Integration der oft unliebsamen Anteile erfolgen kann, ist es wichtig, diese Anteile näher kennen zu lernen, ihnen eine Gestalt, eine Stimme zu geben. Die Maske ermöglicht es uns, unterschiedlichen Identitäten und Anteilen in uns eine äussere Form zu geben und sie bewusst zu erleben. Ein liebevolles Annehmen dieser inneren Anteile und Potenziale hilft uns, aktuelle Lebensthemen zu klären.

Im Maskenspiel erleben wir Lebensthemen wieder, die sich auf symbolischer Ebene aus der Interaktion mit anderen Maskenwesen ergeben. Die Bühne des Lebens entfaltet sich in einem geschützten Rahmen und kann in einer gemeinsamen Reflektion liebevoll angeschaut werden.

 

Ritual

Rituale strukturieren und zelebrieren Wandlungsphasen und machen sie sichtbar, greifbar. Von daher nutze ich Rituale in all meinen Angeboten, um ganzheitliche Veränderungsprozesse zu begleiten.

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Jedem Ritual liegt ein Wunsch nach Veränderung zu Grunde und jedes Ritual kennzeichnet den Übergang von dem einen zum anderen SeinsZustand: Lebensphasen werden abgeschlossen (z.B. durch Schulabschlüsse, Berufsabschlüsse), einen Wechsel in der gesellschaftlichen Rolle, (von der jungen Frau zur Mutter), oder die Transformation von Identität (z.B. vom Kind zum Jugendlichen oder bei Eintritt in eine religiöse Gemeinschaft) usw.

Auch der Wechsel der Jahreszeiten wurde seit jeher in zeremonieller Form gefeiert und damit unser EingebundenSein in die Kreisläufe und Kräfte der Natur gewürdigt.

 


Mythos

Die Mythen der Welt greifen diese elementaren Übergänge im Leben eines Menschen auf und kleiden sie in symbolische Bilder. Märchen und Mythen sind uralte Bilder menschlicher Erfahrung, Bilder innerer Entwicklungswege: Sie bergen Hinweise auf den Umgang mit grundlegenden menschlichen Konflikten und Phasen der Wandlung.

Märchen und Mythen handeln oft von Situationen, die den Fortgang des Lebens bedrohen (z.B.der König eines großen Reiches erkrankt lebensgefährlich).Dies sind Bilder für Phasen der Stagnation und des Sterbens. In Heldengeschichten wird exemplarisch dargestellt, wie sich die Hauptfigur aus dieser Anfangssituation heraus auf den Weg macht und einen Entwicklungsweg einschlägt, der in eine neue, veränderte Lebensituation hineinführt.

Um auf die Chancen, die in einer Krise liegen hinzuweisen, benutze ich das Bild des mythischen Helden, der einen Ruf verspürt und sich auf die Abenteuerreise der Individuation begibt – Entwicklung heißt „Unterwegs-Sein“. Der Weg des Helden beschreibt auch die Krisen und Krankheiten des Menschen, die not-wendigen Abstiege in eine innere Unterwelt und die Prozesse, denen wir im Rahmen einer Therapie begegnen.
Der Psychologe und Mythenforscher Campbell hat es sich in seinem Buch ‘Der Heros in tausend Gestalten’ zur Aufgabe gemacht, das archetypische Grundmuster von Heldenmythen aus aller Welt anhand von vielen Beispielen darzustellen. Das archetypische Grundmuster wird von ihm mit Monomythos bezeichnet. Campbell beschreibt die archetypische Struktur des Monomythos folgendermaßen: “Der Heros verläßt die Welt des gemeinen Tages und sucht einen Bereich übernatürlicher Wunder auf, besteht dort fabelartige Mächte und erringt einen entscheidenden Sieg, dann kehrt er mit der Kraft, seine Mitmenschen mit Segnungen zu versehen, von seiner geheimniserfüllten Fahrt zurück“ (Campbell 1978, 36). Die Abfolge entspricht den Übergangsriten – den rites de passage – in ihrem Muster: Ruf/Trennung-Initiation-Rückkehr

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Mein besonderes Interesse gilt der kreativen Gestaltung mythischer Stoffe in Kult und Ritual. In Ritualen des Übergangs und Mysterienkulten wurden seit jeher Tanz, Musik und Theater als Form der lebendigen Gestaltung archetypischer Themen genutzt. Im alten Griechenland fanden diese Elemente ihren Niederschlag in der attischen Tragödie und wurden zum religiösen, kulturellen und sozialen Ereignis.
An dieser Stelle kommt Paul Rebilliot, Schauspieler, Gestalttherapeut und Theatermacher ins Spiel. Im EsalenInstitut trafen Campbell und Rebilliot aufeinander. Als Frucht dieser Begegnung entwickelte Rebilliot „Die Heldenreise“, die sich an der Grundstruktur des Heldenmythos orientiert. Eine Art Gestalt-Drama – einen sinnlich betonten, kreativ – theatralen Selbsterfahrungsprozess, den ich 1996 beim Institut für Gestalt und Erfahrung kennenlernen durfte und lange Jahre selber geleitet habe.


„Irgendwann erfindet jeder einmal eine Geschichte, die er für sein Leben hält.“ Maskenarbeit ist das Spiel mit dem eigenen lebendigen Mythos.

Im Frühjahr 2019 ist mein Interview mit Birgit Reimer beim Kongress «Kreativität und Heilung» online gegangen – hier ein Ausschnitt, der einen Einblick in meine Arbeit gibt:    

 
 
 
 

Impressionen